Für Unternehmen wird es immer schwieriger, offene Stellen zu besetzen. Am Clarios-Standort Zwickau geht man daher neue Wege – unter anderem wurden Stellenangebote zwischenzeitlich bei eBay Kleinanzeigen veröffentlicht. Lisa Malecha hat mit Personalreferentin Nadine Christen über die Auswirkungen des Fachkräftemangels und neue Wege bei der Personalsuche gesprochen.
Im vergangenen Jahr hat Clarios angefangen, Stellen auch bei eBay Kleinanzeigen zu veröffentlichen – mit Erfolg?
Vereinzelt sind Bewerbungen eingetroffen, aber das war jetzt trotzdem nicht die Masse. Im Nachhinein betrachtet war die Stellenausschreibung über eBay, im Gegensatz zu anderen Portalen, eher nicht so erfolgreich. Wir haben das Anfang vergangenen Jahres ausprobiert. Die Stellenanzeigen wurden jeden Tag aktualisiert, damit sie in der Suchanzeige ganz oben angezeigt werden. Ab und zu kam mal ein Anruf oder eine schriftliche Bewerbung – aber eben nur selten. Deswegen haben wir das dann auch mehr oder weniger auslaufen lassen und eBay nicht mehr als Mittel Nummer eins angesehen, um Stellenanzeigen zu veröffentlichen.
Sie sagen im Vergleich zu anderen Portalen war eBay nicht so erfolgreich. Welche weiteren Mittel haben Sie denn für Stellenausschreibungen genutzt?
Im vergangenen Jahr haben wir unter anderem über das ganze Jahr hinweg viele Produktionsmitarbeiter gesucht. Da mussten wir allein in dem Bereich rund 20 bis 30 Stellen besetzen – beziehungsweise müssen sie immer noch besetzen. Da haben wir dann neben den Anzeigen bei eBay auch in der Stadt monateweise Werbescreens bespielt, wo unsere Stellenanzeigen dann im öffentlichen Raum immer wieder zu sehen waren. Weiterhin haben wir eine große Postwurfsendung gemacht, bei der Flyer über die Post verteilt wurden – und dies an rund 80.0000 Haushalte hier in Zwickau und Umgebung. Auch da haben wir uns mehr von versprochen, muss ich gestehen. Das ist aber auch das erste Mal gemacht worden. Das war ein Probelauf und auf Grund der hohen Kosten würden wir das nicht nochmal machen. Dann sind wir auf das Nachrichtenportal TAG24 aufmerksam geworden und dort ist dann der meiste Erfolg eingetreten: Wir haben jede Menge Bewerbungen bekommen – teilweise 60 bis 70 Stück pro Stellenanzeige.
Bei TAG24 haben wir die Anzeigen aber auch so gestaltet, dass man am Ende nur ein Formular ausfüllen muss. Der Bewerber trägt also einfach nur seinen Namen und seine Kontaktdaten ein und schickt die Bewerbung ab. Dann haben sich meine Kollegen hingesetzt und die Liste von uns aus abtelefoniert. Ich denke, das ist einer der Punkte für den Erfolg: Die Bewerber mussten keine großen Bewerbungen schreiben, keinen Lebenslauf direkt anhängen – sie mussten sich wirklich nur ins Formular eintragen – das kann ein Bewerber machen, egal wo dieser gerade ist, selbst wenn man in der Straßenbahn sitzt.
Sie haben die Hemmschwelle also ziemlich weit runtergesetzt - funktioniert das denn wirklich bei allen Arten von Stellen? Findet man auf diese Art sowohl Azubis, aber auch schon qualifiziertes Fachpersonal oder ist das eher was für Aushilfskräfte?
Wir haben bei TAG24 hauptsächlich die Produktionsstellen reingenommen, haben aber dort auch angegeben, dass wir etwa Industriemechaniker, Elektriker oder ähnliches suchen. Der größte Rücklauf kam aber aus der Richtung Produktionsmitarbeiter. Allerdings muss man bei dieser Art von Bewerbungen über das Formular beachten, dass nicht jede Bewerbung unbedingt ernst gemeint ist. Von den 60 bis 70 Bewerbungen sind etwa 20 dabei, die sich gar nicht mehr daran erinnern, dass sie sich beworben haben, oder die man nicht mehr erreicht. Man muss sich also schnellstmöglich bei den Bewerberinnen und Bewerbern melden, um den Erfolg zu vergrößern. Das ist von Firmenseite eher aufwendig, man muss sich da schon Zeit für nehmen.
Bei anderen Stellen, etwa aus der Technik-Richtung, wo die Personen eine abgeschlossene Ausbildung für brauchen, oder bei Stellen mit Führungsqualität, gehen wir über Personalvermittlungsagenturen. Dort sind die meisten Menschen, die in Frage kommen, aber aktuell noch in einem anderen Job beschäftigt. Auf diese Stellen gibt es kaum noch freie Interessenten, die sofort zur Verfügung stehen.
Bei der Suche nach Auszubildenden haben wir aktuell den größten Erfolg auf Messen, wo man eins zu eins mit den jungen Menschen sprechen kann. Wir konnten bereits jetzt alle offenen Stellen besetzen, die wir ab September anbieten.
Muss man Ihrer Meinung nach in Zeiten des Fachkräftemangels neue Wege gehen, um Stellen besetzen zu können?
Man muss schon einiges ausprobieren – das auf jeden Fall. Man muss neue Wege gehen, um an freie Interessenten heranzukommen. Gerade in einer Branche wie unserer, in der es „rollende Woche“, Schichtsystem und harte körperliche Arbeit gibt. Da gibt es fast keine freien gemeldeten Arbeitslose, bei der Bundesagentur für Arbeit, die wirklich auch in Frage kämen. Früher war die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit wirklich das Nonplusultra, jetzt ist sie für uns relativ weit nach hinten gerückt. Die Menschen haben heute einfach eine große Auswahl an Stellen und gerade hier in der Gegend gibt es viele große Automobilzulieferer, die teilweise andere Systeme anbieten, die vielleicht auch attraktiver sind für Familien. Bei uns lässt sich die Arbeit einfach nicht anders aufteilen als im Schichtsystem. Es gibt immer wieder Menschen, die bei uns anfangen und zwei, drei Monate später sagen, sie schaffen das Schichtsystem nicht - und dann wieder aufhören. Daher setzen wir bei unseren Stellenanzeigen auch auf unsere zahlreichen Benefits, die Clarios anbietet. So können wir Metalltarif, übertarifliche Leistungen, 30 Tage Urlaub, Firmenevents, ein betriebliches Gesundheitsmanagement und noch einiges mehr anbieten.